Interview vom 4. April 2014.
Als was siehst du World Unite?
Ich sehe World Unite! als ein kreatives und bereicherndes Umfeld, unter dem wir vieles anbieten, was man im erweiterten Sinne als "Lernmöglichkeit" im Ausland sehen kann. Wir bieten unseren Teilnehmern vielfältige Möglichkeiten, in vielen Ländern den eigenen Horizont und ihr interkulturelles Verständnis zu erweitern. Wir wollen dabei die Grenzen verschwimmen lassen zwischen traditionellen Anbietern von Freiwilligendiensten und Praktika im Ausland, Reiseveranstaltern und Bildungseinrichtungen.
Da wir selbst als NGO "The World Unite! for Environment and Social Sustainability" tätig sind und mit vielen weiteren NGOs aus dem Entwicklungsbereich kooperieren sowie vor Ort viele Einheimische beschäftigen, die wir zu fairen Konditionen beteiligen und denen wir Raum zur persönlichen Entwicklung geben sind wir außerdem ein Teil der internationalen Entwicklungszusammenarbeit.
Worin unterscheidet sich World Unite! von anderen Anbietern?
Wir sind authentisch und kein planerisches Konstrukt. World Unite! ist das Resultat der Überzeugung von verschiedenen Individuen, die sich vollen Herzens und hoch motiviert ganz für die Sache begeistern, die sie mit World Unite! durchführen. Wir sind ein tolles Team und ich bin besonders dankbar darüber, das Glück gehabt zu haben, im Laufe der Entwicklung von World Unite! auf solche Menschen gestoßen zu sein. Ohne sie stünde World Unite! heute nicht, wo wir heute sind. Kein System, keine Strategie, keine noch so perfekte Planung kann den Einsatz von Menschen ersetzen, die ihre Tätigkeit nicht als irgendeinen Job sehen, sondern als eine Berufung.
Dabei sind ihre Motivationen ganz unterschiedlich - manche wollen durch den Austausch der Kulturen zum besseren Verständnis zwischen den Völkern beitragen. Andere wollen im Bezug auf örtliche Entwicklung in den sogenannten Entwicklungsländern positive Resultate erzielen. Einige, die selbst früher mal Teilnehmer von uns waren und heute in der Vorbereitung und Betreuung von Teilnehmern tätig sind, sagten mir, sie sehen ihr früheres selbst in jedem einzelnen Teilnehmer und können dadurch perfekt deren Sorgen, Wünschen und Schwierigkeiten verstehen und es sei ihnen ein persönliches Anliegen, sie bestmöglich mit ihrem Unterfangen "Auslandsaufenthalt" zu unterstützen. Andere wollen einfach nur vor Ort den bestmöglichen Service für unsere Teilnehmer geben.
Sie sind aber nicht nur besonders motiviert, sondern auch kompetent: Alle Mitarbeiter unseres Kernteams haben Bachelor- oder Masterabschlüsse in relevanten Fachgebieten und Arbeitserfahrung. Als World Unite! konnten wir seit unserem Start im Jahr 2006 und mit aktuell etwa 1000 Teilnehmern pro Jahr viel Erfahrung ansammeln und unsere Arbeit ständig verbessern.
Ein großer Unterschied und Vorteil von uns ist außerdem, dass wir VOR ORT sind. Wir haben an allen Standorten, an denen wir regelmäßig eine größere Zahl von Teilnehmern empfangen unsere eigenen Mitarbeiter und sind dort als Unternehmen oder NGO registriert. Wir sind kein "Verkaufs- und Marketingunternehmen", das fernab von den Geschehnissen vor Ort in einem Büro in Deutschland sitzt, sondern wir sind vor Ort in den Gastländer und aktiv involviert in die inhaltliche Durchführung unserer Programme und die Durchführung der Dienstleistungen für unsere Teilnehmer. Nur an wenigen Standorten arbeiten wir mit externen Partnern, mit denen wir aber schon seit langer Zeit kooperieren und gute Erfahrungen gemacht haben. Dennoch sind wir auch "zu Hause" erreichbar mit kleinen Kontaktstellen und Support in Berlin, Dresden, Essen sowie Graz.
Wir setzen auf Qualität, ohne dass die Programmgebühren dafür unerschwinglich sind. In Wirklichkeit gehören unsere Programmgebühren zu den niedrigsten. Dies erreichen wir zum einen dadurch, dass Gewinnmaximierung nicht unsere Priorität ist, sondern die Einnahmen im Falle der Freiwilligeneinsätze nur unsere Betriebskosten decken sollen und außerdem durch möglichst effiziente Organisationsformen, bei denen wir auf neueste Technologien setzen.
Es sind bei uns die Mitarbeiter, deren Motivation, unsere Erfahrung und der individuelle und faire Umgang mit unseren Teilnehmer und allen weiteren Beteiligten, die den Unterschied ergeben.
Wie hast du World Unite! gestartet?
2005 kam ich auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin zufällig mit Salim aus Sansibar ins Gespräch, dem Direktor eines sansibarischen kleinen Reiseveranstalters. Er erzählte mir von Sansibar und schlug vor, dass ich hinkommen sollte, um es mir anzuschauen. Eine Woche später war ich in Sansibar und war für 3 Monate lang Salims Praktikant. Er setzte mich in die Busse, mit denen die Touristen herumgefahren werden und ich lernte alle Orte der Insel kennen. Leute aus Deutschland wussten, dass ich in Sansibar war und fragten mich, ob ich ihnen nicht einen Freiwilligeneinsatz in Sansibar organisieren könnte und gleichzeitig traten die örtlichen NGOs regelmäßig an Salim und baten um Geldspenden. Der Tourismus ist Sansibars Haupteinkommensquelle und Salim war auch schon sehr engagiert, indem er z.B. für Ausflüge des SOS Kinderdorfs regelmäßig seine Fahrer und Busse unentgeltlich zur Verfügung stellte. Da war mir klar, dass es Sinn ergab, professionell zwischen diesen beiden Interessen zu stehen - Menschen einen gelungenen Freiwilligeneinsatz oder ein Praktikum in Sansibar zu organisieren und gleichzeitig dadurch die gemeinnützigen Organisationen zu unterstützen. Kurze Zeit später erweiterten wir unser Angebot auf die Kilimanjaro-Region auf dem tansanischen Festland.
Wie ist World Unite! weiter gewachsen?
Es traten eigentlich immer engagierte Individuen mit mir in Kontakt, die uns in Tansania oder auf andere Weise kennenlernten und fragten, ob wir dasselbe nicht auch in ihrem Heimatland durchführen könnten. Auf diese Weise kamen in den Folgejahren alle weiteren Länder hinzu, in denen wir heute tätig sind.
Was sind deine weiteren Pläne mit World Unite!?
Was sind deine weiteren Pläne mit World Unite!?
Wir wollen der Qualitätsführer in unserer Branche sein, nicht nur in den direkten Services, die wir unseren Teilnehmern bieten, sondern auch im nachhaltigen Nutzen für die gemeinnützigen Projekte, mit denen wir vielerorts zusammenarbeiten.
Dazu legen wir immer mehr Aufwand in die Vorbereitung unserer Teilnehmer, die in ihrer aktiven Rolle einen wesentlichen Einfluss auf unseren Erfolg vor Ort haben.
2016 starteten wir auch unsere weltweite "Go Green"-Initiative, die zum Teil schon in den Unterbringungen umgesetzt ist, aber an der wir noch weiter tüfteln. Dabei versuchen wir nach klaren Richtlinien unsere sämtlichen weltweiten Operations auf Umweltverträglichkeit zu verbessern. Am konsequentesten umgesetzt ist dies in unserem "Mother Nature Forest Camp" in Sansibar mit High-Tech-Komposttoiletten aus Südafrika, Solarstrom, Solar-Wassererhitzer und weiteren umweltfreundlichen Techniken. Wir planen gerade übrigens weitere Mother Nature Camps an weiteren weltweiten Standorten.
Zum Erreichen unserer Ziele setzen wir dabei auf Technologie, die über cloudbasierte Software und Smartphones heutzutage an fast jedem Winkel dieser Erde einsetzbar ist. Dadurch können wir uns effizient organisieren, indem alle Teammitglieder zu jeder Zeit alle Details jeden Teilnehmers und jeden Projektes immer aktuell halten können, wodurch wir Fehler vermeiden und die Kosten für unsere Teilnehmer niedrig halten können. Dies wollen wir weiter optimieren.
Wir wollen auch unsere Mitarbeiter und unsere Partner an allen Zielorten fördern und empowern, sodass sie mit uns beruflich und persönlich wachsen und ihre Mitarbeit immer mit größtmöglicher Freude und Engagement durchführen. Wir sehen uns nicht als "deutsche" Organisation, die unsere Konzepte den internationalen Mitarbeitern überstülpt, sondern viel wird innerhalb eines bestimmten Rahmens direkt in den jeweiligen Zielländern entwickelt, abhängig von den örtlichen Gegebenheiten.
Wir möchten zukünftig auch weiter wachsen und weitere Länder hinzunehmen, allerdings nicht um jeden Preis, sondern in einem Tempo, das wir managen können, ohne dabei in den Bereichen Qualität und Nachhaltigkeit Abstriche in Kauf nehmen zu müssen.
Wir werden weiterhin den Schwerpunkt auf Nischeninteressen legen. Bei World Unite! findest du interessante Aktivitäten an Orten, die sonst niemand anbietet!
Welches Land oder welcher Ort ist dein Lieblingsort?
Ich finde es besonders reizvoll, an vielen Orten tätig sein zu können und dabei das beste von jedem Land genießen zu können. Jeder Ort und jedes Land hat jedoch neben besonderen Vorteile auch Nachteile und ich finde kein Land "100% ideal", sondern spannend ist für mich gerade die Möglichkeit, durch die Arbeit viele Länder intensiv kennenlernen zu können. Dennoch fühle ich mich auf besondere Weise Sansibar und Tansania zugehörig, da wir dort angefangen haben und ich von allen Ländern, in denen wir tätig sind, die meiste Zeit dort verbrachte.
Drei besondere Orte will ich dabei herauspicken, die einfach traumhaft sind - die Pier von "Mbweni Ruins" in Sansibar mit dem Indischen Ozean, der tropische Regenwald und die Dörfer in der "Cultivation Zone" des Kilimanjaro, etwa auf einer Höhe, auf der die Kaffeeplantage sind mit ihrem reinen und belebenden Sauerstoff, die Berge rund um das Kangra Valley in Himachal Pradesh im Norden Indiens und die Wälder, das Meer und der kulturelle Mix von Japans Tropeninsel Okinawa.
Wie suchst du die Mitarbeiter von World Unite! aus?
Die Einstellung muss stimmen. Sie müssen begeistert sein und etwas bewirken wollen. Viele unserer heutigen Mitarbeiter sind übrigens ehemalige Teilnehmer, die von World Unite! begeistert waren und uns eine Initiativbewerbung schickten. Dies kann jeder tun, man muss dazu kein ehemaliger Teilnehmer sein!
Was nervt dich an deiner Arbeit?
Was mich nervt ist die Sensationsgier der Medien, die eine völlig verzerrte Wahrnehmung der Welt bei vielen Menschen bewirkt. Nicht nur die sogenannten "Boulevard"-Medien, sondern auch solche, die sich selbst für seriös erachten vereinfachen komplexe Sachverhalte zu sehr, sind einseitig und manipulativ geschrieben und nutzen reißerische Schlagzeilen, um Klicks, Einschaltquoten oder Auflage zu machen. Ich habe in den letzten Jahren viele Dinge vor Ort auf aller Welt mitgekriegt, bei denen die Darstellung in den westlichen Medien kaum der Lage vor Ort entsprach. Alles muss eine Sensation und schrecklich sein und hat zum Ergebnis, dass die Leser Panik bekommen und hysterisch werden. Der Durchschnittsbürger hat aufgrund der Darstellungen in den Medien die Vorstellung, in Indien würde man als Frau vergewaltigt, ganz Afrika sei voller Ebola und jeder Muslim ein Terrorist. Diese Berichterstattung ist unverantwortlich und steht unseren Bemühungen gegenteilig gegenüber. Hier würde ich mir wünschen, dass sich Journalisten und Herausgeber ihrer meinungsbildenden Funktion in der Gesellschaft im klaren sind und ethisch verantwortlicher handeln.
Welchen Rat gibst du jungen Menschen heute?
Sie sollen in die Welt hinausgehen und sich ein eigenes Bild machen. Unsere interkulturelle Vorbereitung und unsere Dienste helfen ihnen, das Verhalten und die Denkweise Menschen anderer Kulturen schneller zu verstehen und ihren Aufenthalt sinnvoller zu gestalten.