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    INTERKULTURELLE KOMPETENZ

“Die wahren Tragödien auf dieser Welt entstehen nicht aus Konflikten zwischen richtig und falsch, sondern aus solchen zwischen zweierlei richtig.”

– Georg Friedrich Wilhelm Hegel

Mit zunehmender Globalisierung und wachsender weltweiter Mobilität sind kulturelle Unterschiede zunehmend Bestandteil des Alltags vieler Menschen.

Leider sind viele Menschen nicht ausreichend auf diese Begegnungen vorbereitet. Noch schlimmer, sind sie sich oft nicht einmal darüber bewusst, dass kulturelle Unterschiede überhaupt existieren, und dass ihre eigene Denkweise kein universeller Maßstab ist, sondern stark von ihrem eigenen kulturellen Hintergrund geprägt ist.

Aus diesem Grund scheitern Projekte, wenn Menschen aus verschiedenen Kulturen Schwierigkeiten haben, effektiv miteinander zu arbeiten, brechen Unternehmen erfolglos ihr Engagement im Ausland ab oder verschwenden unnötigerweise hohe Geldsummen oder haben viele Auswanderer Schwierigkeiten, sich an ihr neues Umfeld anzupassen. Auch die allermeisten Schwierigkeiten, die wir bei Teilnehmer und Teilnehmerinnen von Volunteering und Praktika im Ausland beobachten, sind durch kulturellen Unterschiede zu erklären.

Interkulturelle Vorbereitungen beschränken sich oft auf oberflächliche 'Rituale' wie Begrüßungen, Essgewohnheiten und Kleidung. Doch interkulturelle Kompetenz geht viel tiefer und erstreckt sich bis in die geistige Programmierung von Individuen: ihre Kernwerte und wie diese Prinzipien ihr Handeln bestimmen.

The 6 Dimensions in detail

Power Distance Index (PDI)

    “Power distance is the extent to which the less powerful members of organizations and institutions (like the family) accept and expect that power is distributed unequally.” Individuals in a society that exhibits a high degree of power distance accept hierarchies in which everyone has a place without the need for justification. Societies with low power distance seek to have equal distribution of power. Cultures that endorse low power distance expect and accept power relations that are more consultative or democratic.

Individualism (IDV) vs. Collectivism

    “The degree to which individuals are integrated into groups”. In individualistic societies, the stress is put on personal achievements and individual rights. People are expected to stand up for themselves and their immediate family, and to choose their own affiliations. In contrast, in collectivist societies, individuals act predominantly as members of a lifelong and cohesive group which is used as a protection in exchange for unquestioning loyalty (note: "The word collectivism in this sense has no political meaning: it refers to the group, not to the state").

Masculinity (MAS), vs. Femininity

    “The distribution of emotional roles between the genders”. Masculine cultures' values are competitiveness, assertiveness, materialism, ambition and power, whereas feminine cultures place more value on relationships and quality of life. In masculine cultures, the differences between gender roles are more dramatic and less fluid than in feminine cultures where men and women have the same values emphasizing modesty and caring.

Uncertainty Avoidance Index (UAI)

    “A society's tolerance for uncertainty and ambiguity”. It reflects the extent to which members of a society attempt to cope with anxiety by minimizing uncertainty. People in cultures with high uncertainty avoidance tend to be more emotional. They try to minimize the occurrence of unknown and unusual circumstances and to proceed with careful changes step by step planning and by implementing rules, laws and regulations. In contrast, low uncertainty avoidance cultures accept and feel comfortable in unstructured situations or changeable environments and try to have as few rules as possible. People in these cultures tend to be more pragmatic, they are more tolerant of change.

Pragmatism

    This dimension describes how every society has to maintain some links with its own past while dealing with the challenges of the present and future, and societies prioritise these two existential goals differently. Normative societies who score low on this dimension, for example, prefer to maintain time-honoured traditions and norms while viewing societal change with suspicion. Those with a culture which scores high, on the other hand, take a more pragmatic approach: they encourage thrift and efforts in modern education as a way to prepare for the future.

Indulgence versus Restraint (IVR)

    The extent to which members of a society try to control their desires and impulses. Whereas indulgent societies have a tendency to allow relatively free gratification of basic and natural human desires related to enjoying life and having fun, restrained societies have a conviction that such gratification needs to be curbed and regulated by strict norms.

Warum ist interkulturelles Verständnis wichtig?

Eine Case Study - Lisa, Volunteer in Indien

Volunteer in Indien

Lisa ist vor kurzem nach Indien gegangen, um in einer NGO Freiwilligenarbeit zu leisten. Als Volunteer wird sie betreut von Uma, einer Sozialarbeiterin mittleren Alters, die in der NGO seit deren Gründung mitarbeitet. Die NGO wird geleitet von Madhavan, einem älteren Herrn über 60, den die Mitarbeiter der NGO sehr wertschätzen.

Als Freiwillige soll Lisa unterprivilegierten Kindern Englisch unterrichten, die von der NGO kostenlose Bildungsangebote bekommen. Uma gibt Lisa an ihrem ersten Arbeitstag den Lehrplan und erklärt ihr, wie die Kinder zu unterrichten seien und wann. Da es sich um Lisas ersten längeren Auslandsaufenthalt handelt entschloss sie sich, zusammen mit ihrem besten Freund Benni zu reisen, um das Abenteuer mit ihm zu teilen. Sie ist aufgeregt und begeistert von ihrer neuen Tätigkeit.

Voller Motivation beginnt sie ihren Englischunterricht und sieht, dass die Kinder sehr gut mitmachen. Die Kinder sind freundlich und lernbegierig und besonders neugierig darüber, wer sie ist und woher sie kommt. Auch ihre Kollegen sind besonders freundlich und laden sie dazu ein, das Mittagessen zusammen mit ihnen einzunehmen. Dies lehnt Lisa jedoch ab, da sie sich bereits mit Benni zum Mittagessen verabredet hat, denn sie muss ja ihre Erlebnisse mit ihm teilen. Sie sind ja gerade erst in Indien angekommen und müssen sich gegenseitig unterstützen!

Während ihrer ersten Woche bemerkt Lisa, dass es Verbesserungsmöglichkeiten gibt, wie man die Kinder unterrichten kann. Sie will dies Uma mitteilen, die aber sehr beschäftigt zu sein scheint. Darum geht Lisa zu Madhavan, der den ganzen Tag in seinem Büro verbringt. Sie begrüßt Madhavan mit "Namaste", wie sie es gelernt hat und erklärt ihm ihren Plan. Madhavan scheint jedoch nicht interessiert zu sein und meint, sie solle mit Uma darüber sprechen. Während er mit Lisa spricht, schaut Madhavan nicht zu ihr auf und führt seine Schreibarbeiten weiter durch.

Lisa ist wie vor den Kopf gestoßen über diese Reaktion und entscheidet sich dazu, die Kinder einfach so weiter zu unterrichten, wie sie es für "effektiver" hält. In der darauffolgenden Woche ruft Uma Lisa zu sich und scheint erbost zu sein über ihre neuen Unterrichtsmethoden. Sie besteht darauf, dass Lisa so unterrichten soll, wie sie es ihr zu Beginn erklärt hat und nicht versuchen soll, ein "Held" zu sein. Lisa ist verwirrt und ein wenig wütend und versucht, ihre Position anderen Mitarbeitern zu erklären, doch bemerkt sie, dass diese das Gespräch mit ihr vermeiden und zudem noch scheinbar untereinander über sie sprechen. Die Kinder sind plötzlich auch schwierig zu kontrollieren und werden immer ungezogener und hören nicht auf Lisa.

(Dies ist ein fiktiver Fall, den wir hier nur als Beispiel aufführen, der aber durchaus realistisch ist.)

  • Was verursachte das Problem zwischen Lisa und den einheimischen Mitarbeitern der NGO?

  • Warum wollte Madhavan ihre Vorschläge nicht hören?

  • Warum störte sich Uma an Lisas Unterrichtsstil?

  • Warum veränderte sich das Verhalten der Schüler?

Die Situation in diesem Beispiel kann man leicht durch kulturelle Unterschiede erklären, die weder Lisa noch die Einheimischen erkannten und auf die sie nicht vorbereitet waren.

Solche Situationen entstehen oft, wenn man einer Tätigkeit in einem Kulturraum nachgeht, der anders ist als der eigene. Wie kannst du so eine Situation vermeiden und somit einen produktiveren Auslandsaufenthalt erzielen?

Mit interkultureller Kompetenz! Eine interkulturelle Orientierung erklärt dir die Unterschiede zwischen deiner Kultur und der Kultur deines Gastlandes in Bezug auf Machtverhältnisse, Einstellungen zu Besitztum, Beziehungen, Mehrdeutigkeit, Zukunftsentscheidungen, Bedürfnissen usw. Die richtige Grußform, Kleidung, oder mit welcher Hand du isst kannst du leicht nachlesen, aber Unterschiede im Denken sind komplexer und erklärungsbedürtiger - ein interkulturelles Training vermittelt dir diese.

Schauen wir mal, was Lisa hätte besser machen können:

In Indien werden persönliche Beziehungen als sehr wichtig erachtet und auch im Arbeitsleben gehen diese über das, was die reine Arbeit betriff hinaus. Lisa hätte auf jeden Fall zu Beginn mit den Kollegen das Mittagessen einnehmen sollen, um ihr Vertrauen und ihre Freundschaft zu gewinnen. Die kollektivistische Einstellung der Inder ist vielen westlichen Ausländern fremd, die ein enges Verhältnis oft nur zu ihren Familienangehörigen und Freunden aufrechterhalten.

Lisas Umgang mit Madhavan war ein klarer Bruch der starken Hierarchien, die ein fester Bestandteil des Arbeitslebens in Indien sind (wobei sich dies im städtischen Raum und bei "modernen" Unternehmen in letzer Zeit etwas verringert). In den meisten indischen Organisationen gibt es jedoch starke Hierachien und der Boss ist eine "patriarchalische" oder "gott-artige" Führungsperson, zu denen die am unteren Ende der Hierachie stehenden kaum einen Zugang haben. Lisa hätte ihre Vorhaben mit Uma besprechen sollen, sobald diese Zeit für sie gehabt hätte.

Uma sah Lisas Vorgehen als agressiv und als mangelnd von Respekt. Lisa war Umas Untergebene und hätte ihre Pläne mit ihr besprechen müssen. In der Weise wie Lisa vorgegangen ist stellte sie Umas Fähigkeiten und Autorität in Frage. In Indien wird von Angestellten oder Untergebenen erwartet, dass sie Anweisungen ausführen und nicht selbständig Dinge anders machen (dies kann jedoch in städtischen Gebieten oder bei bestimmten Unternehmen anders sein), wohingegend in den meisten westlichen Ländern Eigeninitiative wertgeschätz wird, um ein besseres Ergebnis der Arbeit zu erzielen.

Die Kinder, die daran gewohnt waren, eine strenge, autoritäte Person vor sich zu haben (was von Lehrern in Indien erwartet wird), bemerkten, dass Lisa die Autorität fehlte und dass sie keine Strafe zu erwarten hätten und entschieden darum, sich schlecht zu benehmen. Wenn Lisa sich im klaren gewesen wäe, dass die Hierachien auch im Klassenzimmer gelten, hätte sie die Situation besser im Griff gehabt.

Die Kollegen, zu denen Lisa nicht versuchte, eine Beziehung aufzubauen, tuscheln untereinander über Lisas Verhalten und ihren "Boyfriend". Besonders in den ländlichen Gebieten von Indien werden Freundschaften zwischen verschiedenen Geschlechtern nicht so leicht akzeptiert wie im Westen. In Indien, als eine Kultur der Selbstzügelung, wird von Jungs und Mädchen erwartet, einander nicht näher zu kommen als was ein akzeptierbares Limit darstellt (darum gibt es auch unterschiedliche Eingänge für Männer und Frauen im öffentlichen Verkehr und unterschiedliche Seiten im Schulraum für Jungs und Mädchen). Lisa hätte Benni ihren Kollegen vorstellen sollen oder warten sollen, bis sie ihre Kollegen besser kennen, bevor sie öffentlich zusammen mit Benni sich zum Mittagessen trifft.

Obwohl die Unterschiede in diesem Beispiel als drastisch erscheinen und für viele nicht akzeptierbar sind, ist es wichtig zu verstehen, dass man, wenn man ein wirklich neue kulturelle Erfahrungen machen will, man ohne Vorurteile die andere Kultur betrachten muss und verstehen muss, dass einen diese Kultur gerade aufgrund ihrer Unterschiede interessiert. Eine interkulturelle Vorbereitung vereinfacht den Lernprozess deutlich.

Eine weitere Case Study: Alvin - ein amerikanischer Praktikant in Japan

amerikanischer Praktikant in Japan

Alvin, ein 22-jähriger Marketing-Student aus den USA, absolviert derzeit ein 3-monatiges Praktikum in Tokio beim Hersteller von Grünem Tee 'Edo-Maru'. Neben der Produktion von grünem Eee stellt das Unternehmen auch Schokolade aus Grünem Tee her, die sie gerne auch außerhalb Japans vertreiben würden. Alvin, der grundlegende Japanischkenntnisse besitzt, die er vor seiner Ankunft in Tokio erworben hat, ist stolz darauf, durch seine außergewöhnlichen Marketingfähigkeiten zum Erfolg des Donat-Ladens eines Freundes in den USA beigetragen zu haben.

Das Marketingteam von Edo-Maru besteht aus drei Personen, die alle Mitte 30 sind: Hiroyuki, Miki und Saori. Alvins Rolle besteht darin, sie bei der Vermarktung der Grüntee-Schokolade im Ausland zu unterstützen.

An seinem ersten Tag im Büro in Tokio erhält Alvin einen umfassenden Bericht von seinem Vorgänger, einem anderen ausländischen Praktikanten. Ihm wird angewiesen, am Ende seines Praktikums einen ebenso detaillierten Bericht für seinen Nachfolger zu erstellen. Alvin findet die Detailtiefe überraschend und meint, sie könnte etwas übertrieben sein. Er ist der Ansicht, dass er die Zeit, die er für einen solchen Bericht aufwenden muss, besser für Aufgaben nutzen sollte, die direkt mit seinen Marketingaufgaben zu tun haben. Aufgrund seiner Erfahrungen im Donut-Laden, wo eine eher spontane Herangehensweise üblich war, bevorzugt Alvin direkte Kommunikation und steht ausführlichen schriftlicher Dokumentation skeptisch gegenüber.

Saori bittet Alvin, ein Konzept zu schreiben und eine Präsentation über seine Ideen zur Vermarktung von Grüntee-Schokolade im Ausland anzufertigen. Als Referenz stellt sie ihm ein Konzept zur Verfügung, das sie für ein anderes Produkt verfasst hat, wenn auch auf Japanisch. Alvin ist von dem detaillierten Inhalt überrascht, der auch eine umfangreiche Machbarkeitsstudie, vielen Zahlen, die Alvin für spekulativ hält, Beschreibungen von Worst-Case-Szenarien und Empfehlungen für Versicherungsanforderungen beinhaltet. Alvin sieht nicht viel Sinn darin, es mit dem Denken und Planen zu übertreiben, sondern möchte stattdessen den Verkauf von Grüntee-Schokolade im Ausland starten. Er macht ironische Kommentare über den ausführlichen Bericht gegenüber Saori.

Gegen 18 Uhr überlegt Alvin, das Büro zu verlassen, um im Fitnessstudio zu trainieren, bemerkt jedoch, dass seine Kolleginnen noch mit ihren Aufgaben beschäftigt sind. Nach Nachfrage informiert Hiroyuki ihn, dass sie aufhören, sobald sie mit ihren E-Mails durch sind, und lädt ihn auf ein Bier und Abendessen ein zusammen mit Kollegen. Alvin, der nie ein Bier ablehnt, entscheidet sich, das Fitnessstudio für den Tag auszulassen. Um 21 Uhr versammeln sich Hiroyuki, Miki, Saori und fünf weitere Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen, einschließlich des Verkaufsdirektors, in einem Izakaya, einem japanischen Pub. Sie bestellen Bier und Essen.

Inmitten der lockeren Atmosphäre genießen "Salarymen" lautstark ihre Zeit. Alvin äußert seine Vorlieben und Abneigungen gegenüber Japan. Seine Bemerkungen darüber, dass das japanische Basketballteam nicht so gut sei wie das amerikanische, kommen nicht gut an. Trotzdem bleibt die Gruppe freundlich. Alvin teilt den Erfolg des Donut-Ladens in den USA mit und betont seine wichtige Rolle in dessen Marketing. Der Verkaufsdirektor freut sich darauf, Alvins Beitrag zur aktuellen Marketingaufgabe zu sehen.

In den folgenden Wochen wendet sich Alvin bei Unsicherheiten immer an Hiroyuki, Miki oder Saori, obwohl der Übergabebericht die Informationen enthalten könnte. Trotz seiner häufigen Fragen bleiben die drei geduldig. Alvin nutzt auch die Gelegenheit, seine Meinung darüber zu teilen, wie Dinge in Amerika im Vergleich zu Japan erledigt werden. Nachdem er sein Konzept dem Team vorgestellt hat, bitten Hiroyuki, Miki und Saori um einige Änderungen. Alvin, der zögerlich ist, alle Vorschläge anzunehmen, nimmt nur ein paar davon in sein Konzept auf. Darüber hinaus entscheidet er sich, die Machbarkeitsstudie auf eine Seite zu verkürzen, um die Deadline einzuhalten. Bei der Abstimmung mit seinem Wunsch, Tokyo zu erkunden und sein Fitnessstudio-Routine aufrechtzuerhalten, verlässt Alvin oft früher das Büro als seine Kollegen, nachdem das Team zugestimmt hat.

Ein paar Tage später erhält Alvin einen Anruf von der Koordinatorin von World Unite!, die sein Praktikum organisiert hat, und sagt, dass Edo-Maru mit seiner Leistung unzufrieden sei.

  • Was ist schief gelaufen?

  • Warum hat sich Edo-Maru über Alvin bei der Koordinatorin von World Unite! beschwert?

  • Warum haben sie sich nicht direkt an Alvin gewendet, wenn sie unzufrieden waren?

Wenn Alvin kulturell sensibel für die japanische Arbeits- und Kommunikationsweise gewesen wäre, hätte er einige der Fauxpas vermieden, die er unwissentlich begangen hat.

Der lange, detaillierte Übergabebericht und die Anforderungen an das Konzept stehen in Zusammenhang mit der extremen hohen 'Vermeidung von Unsicherheit', die charakteristisch für die japanische Kultur ist. Japan ist das Land mit der höchsten "Unsicherheitsvermeidungskultur" der Welt. Dies wird oft damit erklärt, dass Japan ständig von Naturkatastrophen wie Erdbeben, Tsunamis, Taifunen bis hin zu Vulkanausbrüchen heimgesucht wird. Aufgrund dieser Umstände haben die Japaner gelernt, sich auf jede unsichere Situation vorzubereiten. Dies findet Anwendung nicht nur für Notfallpläne und Vorsichtsmaßnahmen für Naturkatastrophen, sondern auch für jeden anderen Aspekt der Gesellschaft. Viele Japaner verlassen bei einer einzigen Wolke am Himmel nicht ihr Haus ohne Regenschirm. Man könnte sagen, dass in Japan alles, was man tut, auf maximale Vorhersehbarkeit abgestimmt wird. Aufgrund der Kultur der hoher Unsicherheitsvermeidung neigen Japaner dazu, in Bezug auf Regeln und Prozesse starr zu sein. Sie neigen dazu, unflexibel zu sein und ändern nicht spontan ein einmal eingeführtes Ablaufprotokoll.

Japan ist auch eine der langfristig ausgerichteten Gesellschaften auf der Erde. Diese Herangehensweise neigt dazu, dass man für die Zukunft plant: Der Übergabebericht soll sicherstellen, dass zukünftige Praktikanten genügende Informationen haben und es vermeiden können, den Vorgesetzten zu viele Fragen stellen zu müssen. In Japan sind Menschen bei der Arbeit und im täglichen Leben oft darüber besorgt, anderen "Unannehmlichkeiten" zu bereiten. Dies ist eine wichtige Tugend, und wenn du ihr nicht folgst, wird dein Verhalten als "egoistisch" ("wagamama") betrachtet. Die Bedeutung dieser Tugend zeigt sich auch darin, dass sich Menschen in Japan ständig für kleine Dinge entschuldigen, für die es aus der Sicht anderer Kultur meist nicht nötig ist, sich zu entschuldigen.

Im Vergleich zur USA, die die "individualistischste" Gesellschaft der Welt sind ist Japan eine "kollektivistische" Gesellschaft. Die Harmonie in der Gruppe ist in Japan wichtiger als die individuelle Meinung, zum Beispiel in der Barsituation, die darauf abzielt, sich mit der Gruppe zu verbinden. Hier kommen zwei japanische Begriffe ins Spiel: "Honne" (wahre Gefühle und Wünsche) und "Tatemae" (gesellschaftliche Fassade). "Honne" kann dem widersprechen, was von der Gesellschaft erwartet wird oder was gemäß der Position und den Umständen einer Person erforderlich ist, und wird oft verborgen, außer bei den engsten Freunden. "Tatemae" ist das, was von der Gesellschaft erwartet wird und was gemäß der Position in der Gesellschaft erforderlich ist, und kann, muss aber nicht, mit "Honne" übereinstimmen. Diese Begriffe entsprechen dem Konzept von "öffentlichem und privatem Gesicht", das Teil aller kollektivistischen Kulturen ist.

In kollektivistischen Kulturen ist es nicht angemessen, "seine Meinung zu sagen". Der Kommunikationsstil wird so angepasst, dass man den Gesprächpartner mit nichts stört: negative Aussagen werden in der Regel komplett vermieden. Dies steht im Gegensatz zu individualistischen Kulturen, in denen es üblich ist, seine Meinung offen auszudrücken. In individualistischen Kulturen unterscheiden Menschen normalerweise zwischen einer Sachebene und einer persönlichen Ebene. Du kannst eine völlig andere Meinung zu einem bestimmten Thema haben als jemand anderes und trotzdem eine gute Beziehung zu dieser Person haben. In stark kollektivistischen Kulturen, könnten Menschen jedoch denken, dass du kein Interesse an einem guten Verhältnis zu ihnen hast, wenn du eine sehr unterschiedliche Meinung von ihnen ausdrückst.

Japan ist auch eine sehr wettbewerbs- und leistungsorientierte Gesellschaft, was aber immer in Kombination mit dem Kollektivismus zu sehen ist. Lange Stunden im Büro zu verbringen, steht im Zusammenhang mit diesem Wettbewerbsgeist und Kollektivismus. Es zeigt, dass man "das Beste für das Interesse und den Erfolg des Teams tut". Dass Alvin frühzeitig das Büro verlässt, gab seinem Team das Gefühl, nicht "dazugehören" zu wollen. Japaner identifizieren sich stark mit ihrem Team (Kollektivismus). Wenn jemand innerhalb der Gruppe nicht die erwartete Leistung bringt, obwohl er oder sie "sein/ihr Bestes" gab, kann er/sie immer noch auf Unterstützung der Gruppe zählen. Wer allerdings sich nicht zugunsten des Teamerfolgst einsetzt, wird oft fallengelassen. In Japan gibt es traditionell wenig Wettbewerb innerhalb des Teams, sondern der Wettbewerb ist gegenüber anderen Teams (=des Konkurrenzunternehmens).

Japaner mögen im Allgemeinen keine Menschen, die ihre Fähigkeiten überschätzen. Man nennt es "einen großen Mund haben" ("Ookuchi tataku"). Japaner neigen zur Unterbewertung ihrer Fähigkeiten und Erfahrungen. "Großer Mund" wird von Japanern häufig Leuten aus den westlichen Ländern zugeschrieben, insbesondere Amerikanern. Bewerber für Praktika in Japan sollten bitte darauf achten, ihre Fähigkeiten in ihrem Lebenslauf nicht zu übertreiben. Es wird mehr geschätzt, wenn sie bessere Arbeit leisten können, als von ihnen erwartet wird, als umgekehrt.

Direkte Konfrontation und das Ansprechen von Problemen werden in der japanischen Kultur sehr vermieden. Als Folge davon haben die japanischen Teammitglieder die Probleme, die sie mit Alvin hatten, nicht direkt an ihn herangetragen, sondern stattdessen die Koordinatorin von World Unite! kontaktiert und sie darum gebeten, das Problem zu lösen.

Was bietet World Unite! im Bereich interkulturelles Training an?

  • Für Programmteilnehmer/innen haben wir interkulturelle Trainingsvideos, die sich auf relevante Aspekte der Kultur des Landes konzentrieren, in das du reisen wirst.

  • Wir schulen unsere Teammitglieder in interkulturellen Fähigkeiten.

  • Wir können maßgeschneiderte Online-Trainings über interkulturelle Kompetenz für Einzelpersonen und Gruppen anbieten, z. B. Studierendengruppen, die Online- oder Vor-Ort-Praktika im Ausland absolvieren, oder Unternehmen, die ihr Personal schulen möchten, um ihre interkulturelle Fähigkeiten im Umgang mit ausländischen Geschäftspartnern zu verbessern.

Rezension Cultural Learning von LiVerde AG, Deutschland

“Das Cultural Learning von WorldUnite! hat unserem Team sehr geholfen, die Kommunikation mit Geschäftspartnern in Lateinamerika zu verbessern, sowie Missverständnisse und Fehlkommunikation aufgrund kultureller Unterschiede zu vermeiden. WorldUnite! hat uns unter anderem beigebracht, wie man mit den Menschen vor Ort eine Vertrauensbasis aufbaut, aufrecht hält, um kurz- und langfristigen Unternehmenserfolg in unserem Partnerland möglich zu machen.”

Wolfgang Wagner, LiVerde AG, Deutschland

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