Interview mit unserer Betreuerin Miriam
Das Interview führte Annika Klein von der Georg-Simon-Ohm Hochschule Nürnberg.

Wie beurteilen sie die Situation von Frauen in Tansania, welche konkreten Probleme stehen im Fokus?
Frauen werden weiterhin benachteiligt in jeglichen Lebensbereichen. Der Arbeitsmarkt benachteiligt Frauen, besonders verwitwete und alleinerziehende Frauen haben es sehr schwer finanziell über die Runden zu kommen.
Wie bewerten sie die Förderung von Frauen hinsichtlich Bildung und Beruf in Tansania?
Es gibt gute Ansätze, die meist allerdings nicht ausgereift sind. Bildung ist kostspielig und auch wenn der Bildungsweg dem weiblichen Geschlecht eröffnet wurde, so bringen viele Familien eher die männlichen Mitglieder zur Schule statt die Mädchen. Das Bild der Hausfrau wird vorallem in ländlichen Regionen noch stark geprägt. Vielen Frauen ist nicht bekannt, dass es Förderungen bezüglich Bildung und Beruf gibt.
Welchen Beitrag leisten die NGOs in der Frauenförderung?
NGOs tragen einen sehr großen Beitrag zur Frauenförderung. Viele dieser NGOs wurden von Frauen gegründet. Sie setzen sich für die Rechte der Frauen ein, denn viele tansanische Frauen kennen ihre Rechte nicht oder kaum. NGOs bieten auch Kurse (Mathe, Englisch, etc) an. Sie vereinen sich, entwickeln kleine Projekte, in denen Frauen sich selbst entfalten können, welches auch zur eigenen Persönlichkeitsstärkung und –findung führt. Man kann sagen, dass die NGOs den größten Anteil der Frauenförderung ausmachen in Tansania.
Wie beurteilen Sie die staatliche Förderung von Frauen in Tansania?
Mir persönlich ist nur sehr wenig über die staatliche Förderung von Frauen in Tansania bekannt. Wenn ich vergleiche, wie viele verschiedene NGOs und Projekte präsent sind im Gegenzug zu staatlichen Programmen, würde ich die staatliche Förderung eher weniger gut beurteilen. Wenn es wirkliche eine gute staatliche Förderung gäbe, würde man davon etwas mitbekommen.

Welche besonderen Anforderungen müssen für ein nachhaltiges Entwicklungsprojekt für Frauen in Ihren Augen gegeben sein?
Eine gute und klare Struktur, Zugang zu allen möglichen Ressourcen, welches auch finanzielle Ressourcen beinhaltet, gut ausgebildetes und/oder motiviertes Personal. Freie Entfaltung: keine Einschränkung durch Missbilligung und Erschwernissen des Staates wie jährliche Gebühren für Registrierung und hoher bürokratischer Aufwand.
Wie nachhaltig sind Frauenentwicklungsprojekte in Tansania ihrer Meinung nach? Bitte gehen Sie dabei auf konkrete Beispiele ein.
Es gibt ein Frauenprojekt, welches ich in der Nähe von Kigoma kennengelernt habe. Es war das beste und erfolgreichste Projekt, das ich kenne. Zwei Frauen fingen an, anderen Frauen Microfinance beizubringen. Während sie dies taten, entstanden unter den Frauen verschiedene Ideen, sich selbstständig zu machen. Mit viel beratender Unterstützung hat es dieses Frauenprojekt geschafft, dass nicht nur diesen Frauen eine finanzielle Selbstständigkeit ermöglichten, sondern sich so vergrößerten, dass sie durch eigene Einnahmen ein Bildungszentrum für Frauen bauten, wo unter anderem Frauen ihren Schulabschluss nachholen/machen können.
Viele Frauenentwicklungsprojekte sind gut, haben einen guten Ansatz, doch meist fehlt es an der weiteren Entwicklung. Dies kann an mangelnden Kenntnissen/Motivation der Mitglieder und/oder an fehlenden Finanzierungsmöglichkeiten liegen. Beispiel Englischkurse: meist können nur die Basics unterrichtet werden, da professionelles Personal nicht vorhanden ist oder nur temporär.

Welche Aspekte sind in Bezug auf die Nachhaltigkeit der Projekte verbesserungswürdig? Bitte gehen sie auch hier auf ein Beispiel ein.
Die Nachsorge. Wenn sie einen Abschnitt geschafft haben, fehlt es meist an einer weiterführenden Möglichkeit. Oder die Frauen bleiben sich selbst überlassen ohne einer notwendigen Nachsorge.
Wie beurteilen Sie das Angebot an Frauenentwicklungsprojekten in Tansania, welche Felder sind ggf. ausreichend vorhanden, welche sollten ausgebaut werden?
Rechte der Frauen ist stark ausbaufähig, sowie im landwirtschaftlichen Bereich bezüglich nachhaltiger, ressourcensparender, ökologischer Landwirtschaft.
Inwieweit können Frauenentwicklungsprojekte die nachhaltige Entwicklung des Landes Tansania beeinflussen? Bitte gehen sie auf konkrete Beispiele ein.
Stark, denn vorallem viele allein erziehende/verwitwete Frauen haben starke Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden bzw. ihren Lebensunterhalt zu verdienen, da sie meist Hausfrauen waren. Ihnen werden oft viele Steine in den Weg gelegt. Ohne Frauenentwicklungsprojekte haben sie meist keinen Zugang zu Bildung, da diese kostenpflichtig in Tansania ist. Mit Hilfe dieser Projekte bekommen sie nicht nur psychosoziale Unterstützung sondern auch Möglichkeiten aufgezeigt, wie sie sich eine aussichtsreichere Zukunft ermöglichen können, wenn sie zum Beispiel gelehrt bekommen, wie man sein eigenes Geschäft führt.
Wie schätzen Sie die Zukunftsperspektive von Frauenprojekten in Tansania ein?
Je nach Struktur und Umsetzbarkeit gut, sofern sie sich selbst auch weiter entwickeln und nicht stagnieren.
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